Bologna Q18: Eine reiche Quelle früher Renaissance-Instrumentalmusik

1) Die Handschrift Bologna Q 18 im Civico Museo Bibliografica
Die Handschrift Bologna Q18 im Civico Museo Bibliografico umfasst zahlreiche überwiegend vierstimmigen Sätzen, die Giovanni Sparato um 1502-1506 zusammen getragen hat aus dem. Außer einer Reihe von bekannten Werken von Komponisten wie Josquin Despres, Heinrich Isaac, Bartholomeo Tromboncino oder Loyset Compéré finden sich darin zahlreiche weniger bekannte bis unikate Sätze. Die meist auf wenige Incipit Silben beschränkte zuweilen immer wieder auch vollständig fehlende Textiuerung aber auch Sequenzen und manche sehr lebhaft ausgeschmückte Stimmen legen nahe in dieser Handschrift eine sehr frühe Quelle für dem Weg zur Entwicklung von Instrumentalmusik in der Renaissance zu erkennen, wie sie in versierten Consorts von Blas- oder Streichinstrumenten musiziert worden sein könnte.
2) Dank an die Goldberg-Stiftung für die Anregung und wertvolle editorische Vorarbeit
Das Projekt ist angeregt durch die verdienstvolle Edition der anspruchsvollen Sätze v20 bis 93r der Handschrift durch die Goldberg.Stiftung. Der Vollständigkeit halber wurden die schlichteren aber auch oft recht tänzerischen Frottole und Laude zu Beginn der Handschrift von mir direkt nach dem Digitalisat der Handschrift erstellt..In der Literatur vorhandenen Abschriften einzelner Sätze zum Teil auch nach anderen Quellen wurden dabei zur Kenntnis genommen..3) Umfang, Konzeption, und Perspektive der Gesamtaufnmahme und Parallelinterpretationen
Das Projekt umfasst insgesamt 381 Aufnahmen mit weit über 9 Stunden Spieldauer. Es dokumentiert die enthaltene musikalische Vielfalt nicht nur mit einer ersten vollständigen Gesamtaufnahme aller 91 Sätze. Die Annahme in dieser Handschrift ein umfangreiches Dokument der Verselbständigung einer immer deutlicher über die rein vokale Darbietung hinausgehnden instrumentalen Kunstmusik zu erkennen, bestimmt wesentlich den Charakter dieses Projektes diese Musik immer in mindestens vier parallel realisierten historisch plausibelen Instrumentationen hörbar zu machen.
- Vokale Realisation einzelner oder gar mehrerer Stimmen wurden nur vorgenommen, wo sich dies auf eine direkte Textierung einer Stimme berufen kann, sei es in der Handschrift selbst, oder der auch andere Parallelquellen einbeziehende Edition der Goldberg-Stiftung. Diese auch Gesang einbeziehenden Versionen bieten gleichwohl auch einen Vergleich mit anderen rein instrumentalen Interpretationen der selben Sätze.
- Die Parallelinterpretationen fokussieren sich auch um des klaren Kontraastes wegen vor allem auf Consort Besetzungen:
- vier Flöten,
- vier Krummhörner,
- vier Blechblasinstrumente (Renaissancetrompeten und Sackbuts)
- vier Streichinstrumente wie Fidule und Gamben.
- es werden aber auch meist eine Interpretation mit einer gemischten Besetzung etwa mit Psalter, Zink, Bombarde, Harfe, Laute, Organette
Die hier genutzten digitalen Mittel, die überhaupt erst eine so umfassende klangliche Ausdeutung dieser Handschrift realisierbar machen, können und wollen in keiner Hinsicht irgendeine Form der Perfektion beanspruchen. Wenn diese Aufnahmen aber irgend dazu beitragen können, mit einem ersten anregenden Eindruck das Interesse für den musikalischen Reichtum dieser Handschrift zu wecken, würde es mich freuen.
Steffen Fahl 2019